
Firmen bewerben sich um Mitarbeitende – Wie der Arbeitnehmermarkt die Jobsuche verändert
Viele offene Jobs – und wenig qualifizierte Bewerber*innen. Mittlerweile können sich Arbeitnehmer:innen das Unternehmen aussuchen und bei Vorstellungsgesprächen und Gehaltsverhandlungen wesentlich höher pokern. Was bedeutet das für den Bewerbungsprozess?
Die Zeit der knappen Jobs, um die sich 10 bis 20 Leute bewerben, ist vorbei. Aus einem Arbeitgebermarkt ist ein Arbeitnehmermarkt geworden. Das heisst: Bewerber*innen können sich Job und Unternehmen mittlerweile aussuchen. Was bedeutet diese Situation für beide Seiten?
Unternehmen müssen im „War of Talents“ mehr denn je in ein effektives und klares Employer Branding für die individuelle Ansprache investieren. Für was steht die Firma? Was bietet sie? Welche Benefits und Leistungen offeriert sie den Bewerbenden im weiteren Verlauf der Karriere und der Betriebszugehörigkeit? Unternehmen, die ihre Business-to-Business-PR einfach in die Personalabteilung weiterleiten, haben da schon verloren. Nur wer individuell Talente anspricht und fasziniert, wird wahrgenommen und bekommt geeignete Bewerbungen auf den Tisch.
Spricht man mit den HR-Abteilungen moderner Unternehmen, wird schnell klar, welches die Stellschrauben sind, an denen für die Gewinnung von Talenten gedreht wird: flache Hierarchien, Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Hilfe bei persönlichen Problemen oder Care-Arbeit, Unterstützung für ein gesundes Arbeiten und Leben, tägliche Austauschmöglichkeiten in Mitarbeitenden-Cafés oder separaten Büro-Teilen abseits der Schreibtische.
Bewerber*innen sollten sich im Vorfeld sehr gut überlegen, wo sie sich bewerben wollen – und dazu möglichst viele Informationen sammeln. Das kann in gute Fragen für das Vorstellungsgespräch münden: Wie genau fördert das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, die persönliche Karriere? Wie sieht die konkrete Team-Struktur aus – auch hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit und Diversity? Wie wird die Persönlichkeit gefördert? Wie sehen Strukturen zur Problemlösung aus – auch hinsichtlich einer möglichen Familiengründung?
Wichtigster Punkt ist und bleibt: Jede Bewerberin und jeder Bewerber sollte die richtigen Anknüpfungspunkte zur ausgeschriebenen Tätigkeit benennen – und auf jeden Fall klar ihre oder seine Lernbereitschaft und Lernlust in Worte fassen. So kann es dann passieren, dass sie oder er schneller als gedacht in einem höher dotierten Spezialistenjob landet.